Straußbinden mit Pfingstrosen - eine Teilnehmerin berichtet
Kreativer Balanceakt zwischen Blüten und Fingerkrampf
Ich mag Blumen. Und ja – ich stelle sie mir regelmäßig in eine Vase. Aber sie selbst zu einem schönen, runden Strauß zu binden? Das klang für mich immer nach einer Kunst für sich.
Mit viel Vorfreude, aber auch Respekt vorm floristischen Handwerk, meldete ich mich für den Kurs „Straußbinden“ an der vhs Leipzig an.
Pfingstrosen, Gräser & Geduld – Erste Schritte im Straußbinden
Der Kursraum war nach wenigen Minuten erfüllt vom intensiven Duft der Pfingstrosen – perfekte Einsteigerblumen, wie sich herausstellte.
„Die haben einen robusten Stil“, erklärte Ulrike Schulze, unsere Kursleiterin, die seit 25 Jahren Floristikkurse gibt – mit spürbarem Können, klarem Blick und trockenem Humor.
Bevor wir loslegen durften, hieß es: „ausputzen“. Alle Blätter und Blüten unterhalb der Bindestelle mussten entfernt werden – für sauberes Arbeiten. Im Sinne der Nachhaltigkeit blieben die Blätter nicht ungenutzt: Wir planten damit einen zweiten Strauß.


Der Kuppelstrauß – Technik mit Gefühl
Ziel war ein klassischer, rund gebundener Kuppelstrauß:
Eine Pfingstrose als Zentrum, ergänzt durch Akelei, Wiesenkerbel und Gräser.
Wir übten die richtige Fingerhaltung:
Erst formt man einen „Schnabel“ aus Daumen und Zeigefinger. Je mehr Blumen man ergänzt, desto mehr wird daraus ein Kreis. Das klang einfach – in der Praxis aber: Fingerkrampfgefahr.
Blumen im Uhrzeigersinn spiralförmig anlegen, immer leicht schräg – und den Strauß dabei permanent drehen. Klingt nach Tanzchoreografie, fühlte sich auch so an.
Doch: Mit Geduld und ein wenig Übung fanden wir in der Gruppe einen Rhythmus – und bald hielten wir unseren ersten selbstgebundenen Strauß in der Hand.
Parallelstrauß & Gesteck – Kreativität ohne Drehung
Im zweiten Kursteil lernten wir den Parallelstrauß kennen – eine Technik, bei der alle Stiele in eine Richtung zeigen. Zwei dominante Blumen? Kein Problem – solange sie unterschiedlich groß sind und versetzt gesetzt werden.
Ich entschied mich, meinen Strauß in einem Gesteck zu arrangieren. Hier war mehr Freiheit und weniger Fingerarbeit gefragt – beide Hände blieben frei. Das Ergebnis: fast meditativ.



Fazit: Binden, staunen, wertschätzen lernen
Mein erster selbstgebundener Strauß steht nun zu Hause in einer Vase. Vielleicht nicht perfekt – aber dafür mit viel Herz, Geduld und Fingerspitzengefühl entstanden.
Ich habe gelernt:
- wie ein Strauß technisch aufgebaut ist
- wie Formen und Farben zusammenspielen und
- wie viel Handwerk, Planung und Gefühl in einem einzigen Werk stecken.
Vor allem aber: eine neue Wertschätzung für jedes floristische Kunstwerk.
